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Organspende: Katholische Kirche in der Verantwortung

Ein Gastbeitrag von Pater Klaus Schäfer, Klinikseelsorger an der UK Regensburg

www.schaefer-sac.de

www.organspende-wiki.de
www.1trost.de

 

 

Katholische Kirche in der Verantwortung

Anders, als der Titel des 2013 erschienen Buches „Hirntod – Organspende und die Kirche schweigt dazu“ vorgibt, äußert sich die katholische Kirche sehr wohl zu Hirntod und Organspende.

 

Aussagen der katholischen Kirche

In den Jahren 1985, 1989, 2006 und 2012 beschäftigte sich die Päpstliche Akademie der Wissenschaften (PAS) mit der Frage, ab wann ein Mensch tot sei. In allen diesen Tagungen – besetzt mit Medizinern, Philosophen und Theologen – wurde festgelegt, dass bei festgestelltem Hirntod der Mensch tot ist, sich die Seele vom Leib getrennt hat.

Im Jahr 1989 brachten die christlichen Kirchen und Gemeinschaften die Schrift „Gott ist ein Freund des Lebens“ heraus. Darin heißt es: „Der Hirntod ist das Zeichen des Todes der Person.“ (104) Und weiter: Organspende ist „eine Möglichkeit, über den Tod hinaus Nächstenliebe zu praktizieren.“ (105)

 

Im Jahr 1990 brachten der Rat der evangelischen Kirche (EKD) und die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) die Schrift „Organtransplantationen“ heraus. Darin heißt es: „Der Hirntod bedeutet ebenso wie der Herztod den Tod des Menschen.“ (10) Und zum Schluss: „Aus christlicher Sicht ist die Bereitschaft zur Organspende nach dem Tod ein Zeichen der Nächstenliebe und Solidarisierung mit Kranken und Behinderten.“ (17)

 

Im Jahr 2015 brachte die DBK die Schrift „Hirntod und Organspende“ heraus. Darin heißt es, „dass potentielle Organspender zu Recht davon ausgehen können, dass sie zum Zeitpunkt der Organentnahme wirklich tot und nicht nur sterbend sind.“ (6)

 

In einer gemeinsamen Erklärung von EKD und DBK des Jahres 2018 heißt es: „Daher stehen die Kirchen der Organspende ausdrücklich positiv gegenüber.“

 

Papst Johannes Paul II. schrieb 1995 in der Enzyklika EVANGELIUM VITAE, dass Organspende eine „besondere Wertschätzung“ verdiene. 2002 ermutigte er „die Kirche zur freiwilligen Organspende“.

 

Papst Benedikt XVI. nannte am 07.11.2008 die „Organspende ist eine besondere Form des Zeugnisses der Nächstenliebe“.

 

Mythen und Märchen

 

Doch sind es auch katholische Gruppen und Personen, die Misstrauen und Ängste gegen Organspende schüren, insbesondere gegen das Hirntodkonzept, d.h. gegen die Gleichstellung vom Hirntod und Tod des Menschen. Dabei verweisen sie darauf, dass das Herz der Hirntoten noch schlägt, ihr Körper verdaut und ausscheidet, dass ihre Wunden heilen und sie Fieber entwickeln können, sie wie schlafend wirken, oft ohne äußeren Verletzungen und dass bei schwangeren Hirntoten die Schwangerschaft wochenlang bis zur Geburt des Kindes fortgesetzt werden kann.

 

Das alles stimmt, aber zum Zeitpunkt der Feststellung des Hirntodes (irreversibler Hirnfunktionsausfall) ist das Gehirn durch den Sauerstoffmangel  so schwer geschädigt, dass es sich bei Fortsetzung der Therapie nach ca. 3-5 Tagen verflüssigen würde. Der Sauerstoffmangel wird durch den Duchblutungsstopp des Gehirns verursacht. Dieser kann bildgebend nachgewiesen werden, z.B. durch Ultraschall oder Szintigraphie.

 

Es wird von einigen Kritikern auch behauptet, dass Hirntote wieder ins Leben zurückgekehrt seien. Das ist völlig unzutreffend. Es ist in der gesamten Medizingeschichte kein Fall bekannt, bei dem nach korrekter Feststellung des Hirntods jemand das Bewusstsein wiedererlangt hätte oder gar gesund wurde. Hierzu kann auf die Studie von Alan Shewmon verwiesen werden, der Daten von weltweit 175 Hirntoten zusammentrug, die alle intensivmedizinisch mindestens 8 Tage lang bis zum Herzstillstand weiterbehandelt wurden. Keiner von ihnen erlangte das Bewusstsein. Sie alle verblieben im Zustand Hirntod. An den von Kritikern als „lebende Beispiele“ genannten Hirntoten wurde die Hirntoddiagnostik entweder nicht korrekt, oder aber gar nicht durchgeführt.

 

Was Hirntote für ihre „Genesung“ bräuchten, wäre ein neues Gehirn. Wenn die Medizin ihnen das geben könnte, würde aus dieser Operation ein Mensch ohne Wissen aufwachen, so wie ein Neugeborenes. Er könnte sich an nichts mehr erinnern und müsste alles neu lernen, so wie ein Säugling. Die Gehirnzellen befähigen uns nicht nur zur Sinneswahrnehmung und zum Denken. Sie sind auch die „Datenbank unseres Leben“. In ihnen ist alles gespeichert, was wir erlernt haben und an was wir uns erinnern können. Davon gibt es kein Backup (Datensicherung). Daher sagen die Medizin und die kath. Kirche zu Recht, dass Hirntote Tote sind.

 

Meine Wünsche an die DBK

 

Die DBK möge eine Schrift herausbringen, in der – ähnlich wie im Jahr 2008 von der PAS mit der Schrift „Extra Series 31“ – die Argumente der Kritiker aufgegriffen und widerlegt werden. Die Menschen könnten dann nachvollziehen, warum Hirntote Tote sind. Ein „Es ist so!“ ist im 21. Jh. nicht mehr zielführend.

 

Die DBK möge auch zu Hirntod und zu Organspende je einen Flyer mit den wichtigsten Informationen herausbringen. Dass für die Feststellung des Hirntodes zwei erfahrene Ärzte erforderlich sind, wovon einer ein Neurologe oder ein Neurochirurg sein muss und dass dies dadurch die sicherste Diagnostik der Medizin ist,  es keine Altersbegrenzung für Organspender gibt, dass auch Kranke mit bestimmten Krankheiten ihre Organe spenden können, so z.B. mit Hepatitis C oder mit primärem Hirntumor. – Die Selbsthilfegruppen der Organpatienten und der Transplantierten warten auf solche Publikationen von der DBK.

 

Die DBK möge mit der neuen Schrift und den Flyern das umsetzen, was Benedikt XVI. am 07.11.2008 am Ende seiner Rede sagte: „Es wird daher notwendig sein, Vorurteile und Mißverständnisse zu beseitigen, Mißtrauen und Ängste zu zerstreuen, um sie durch Gewißheiten und Garantien zu ersetzen, um so in allen ein immer weiter verbreitetes Bewußtsein des großen Geschenks des Lebens zu ermöglichen.“

 

Die in Klammer genannten Zahlen geben die Seitenzahlen an.
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